
Über die Bedeutung von Kreativität
Egal, ob in Handwerk, Künsten, Wissenschaften, Technologien oder Medien, ob im privaten oder beruflichen Wirken: Kreativität wird seit jeher ein hoher Wert zugewiesen und mit Lob und Ansehen belohnt, mit beruflichem und finanziellem Erfolg, mit Reputation und Patenten, ja mit Preisen bis hin zu Michelin-Sternen, dem Academy Award, der Fields-Medaille oder dem Nobelpreis.
Trotzdem zählte Kreativität lange nicht zu den Merkmalen, die in Stellenbeschreibungen und -inseraten oder in Bewerbungsunterlagen weit oben aufgeführt wurden, mit Ausnahme von Berufstätigkeiten und -gruppen, die klassischerweise zur Kreativwirtschaft gezählt werden. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert: Auf LinkedIn beispielsweise zählt «Creativity» inzwischen beständig zu den zehn am häufigsten verwendeten Begriffen in den Profilen der Nutzerinnen und Nutzer und sie gehört zu den Hashtags mit den meisten Followern. Kreativität ist zur Mode geworden. Doch ist sie vielleicht nur ein kurzlebiger Trend, ein Schlagwort, das bald durch ein anderes ersetzt werden wird? Vieles spricht dagegen:
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In der von IBM jährlich durchgeführten CEO Study wurde 2010 mit der Befragung von über 1'500 Führungskräften weltweit Kreativität als die wichtigste Eigenschaft von Führungskräften identifiziert.
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In den Workplace Learning Reports, jährlich von LinkedIn Learning erstellt, wurde mit der Befragung von über 6'500 Managern, L&D Professionals und Lernenden Kreativität sowohl 2019 wie auch 2020 als die von Unternehmen am dringendsten benötigte Soft Skill ermittelt.
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Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft erklärte 2021 in seinem Diskussionpapier Future Skills 2021 – basierend auf einer Umfrage unter 500 Unternehmen und Behörden des öffentlichen Sektors in Deutschland – Kreativität zu einer der wichtigsten Kompetenzen für eine Welt im Wandel.
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Auch in der 2020 vom GDI Gottlieb Duttweiler Institute für die Jacobs Foundation verfassten Studie Future Skills – Vier Szenarien für morgen und was man dafür können muss wird als ein Fazit gezogen, dass «[z]u den wichtigsten Fähigkeiten, um die Zukunft zu gestalten, [...] Kreativität und Fantasie [gehören]» (S. 70).
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Nachdem die OECD im Rahmen der PISA-Studien seit über 20 Jahren in inzwischen 79 Ländern die Leistungen der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler primär hinsichtlich Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften misst, gibt es bei der PISA Erhebung 2022 erstmals eine Erweiterung mit Aufgaben, mit denen das kreative Denken der Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Pflichtschulzeit emittelt werden soll.
Die Beispiele zeigen die enorm gestiegene Bedeutung von Kreativität. In einer Welt, in der die technologische, ökonomische, ökologische, gesellschaftliche und politisch-rechtliche Umwelt immer stärker von starken und raschen Veränderungen, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUCA) geprägt ist, wird Kreativität eines der wichtigsten Merkmale, damit
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Menschen bei der Ausübung von bestehenden und gerade auch von in Zukunft neu entstehenden Berufen erfolgreich sein und ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhalten können,
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Organisationen ihre Prozesse, Produkte und Dienstleistungen mittels iterativer und disruptiver Innovationen kontinuierlich weiterentwickeln und vorantreiben und marktfähig bleiben können,
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Städte, Regionen und ganze Länder national resp. international attraktiv bleiben für Menschen und Organisationen.
Doch obwohl Kreativität also immer wichtiger wird, ist sie allzu oft noch eine Blackbox: Es besteht kein einheitliches – oder gar kein – Verständnis darüber, was unter Kreativität zu verstehen und wie sie systematisch zu fördern ist. Sie wird gefordert und beansprucht, doch wie, das bleibt unklar. Dies zu verändern, ist das Ziel von Fool’s Lab, dem Thinktank für die Kreativität von Mensch, Organisation und Raum.